Ausbildungsversuch startet im Herbst 2023
Die österreichische Bundesregierung hat heute die Lehre zur Pflegefachassistenz und Pflegeassistenz im Ministerrat beschlossen. Die Pflegelehre ist eine von zahlreichen Maßnahmen gegen den aktuell hohen Personalmangel im Pflegebereich. Die Zahl der offenen Stellen im Gesundheits- und Pflegebereich hat sich seit März 2019, also vor der Pandemie, mehr als verdoppelt und ist bis Ende März 2023 auf 7.887 offene Stellen angestiegen. Das sind rund 7,7 Prozent mehr offene Stellen in diesem Bereich als im März 2022, obwohl die Zahl aller offenen Stellen am österreichischen Arbeitsmarkt im gleichen Zeitraum um 9,1 Prozent zurückgegangen ist. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich auf 307.505 Personen um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Die Pflegepersonal-Bedarfsprognose der Gesundheit Österreich GmbH rechnet mit einem Bedarf von über 75.000 Arbeitskräften im Pflegebereich bis 2030.
Die Pflegelehre soll ab Herbst 2023 als Ausbildungsversuch möglich sein und spätestens 7 Jahre nach Einführung von einer wissenschaftlichen Einrichtung extern evaluiert werden. Die Zahl der Lehrlinge wird im Laufe der Jahre voraussichtlich sukzessive steigen. Im ersten Ausbildungsjahr wird es österreichweit voraussichtlich 3 Berufsschulklassen geben. Mittel- bis langfristig leitet der Fachverband Gesundheitsbetriebe der Wirtschaftskammer Österreich aufgrund der Rückmeldungen der Mitgliedsunternehmen insgesamt einen geschätzten Bedarf von jährlich etwa 1.000 Lehrstellen ab. Lehrlinge können sich für die Lehre zur Pflegefachassistenz (4-jährige Lehre) oder für die Lehre zur Pflegeassistenz (3-jährige Lehre) entscheiden. Beide Lehrberufe sollen die zukünftigen Pflegekräfte bestmöglich ausbilden. Für Tätigkeiten an der Patientin oder am Patienten wird ein Mindestalter von 17 Jahren eingehalten. Jugendliche sollen erst in Übereinstimmung mit den Schutzbestimmungen für Jugendliche Schritt für Schritt an pflegerische Tätigkeiten herangeführt werden.
"Mit dem Ausbildungsversuch der Pflegelehre setzen wir eine weitere Maßnahme der Pflegereform um. Unser Ziel ist es mehr Personen zu einer Ausbildung im Pflegebereich zu motivieren und die Rahmenbedingungen durch mehr Personal in der gesamten Branche zu verbessern. Die Pflegelehre verbindet die Vorteile der Pflegeausbildung mit dem österreichischen Vorzeigemodell der Lehre. Mit dem heutigen Beschluss im Ministerrat treffen wir alle Vorkehrungen, damit die ersten Lehrlinge im Herbst 2023 starten können. Wir hoffen, dass das Interesse für diese Ausbildungsform groß ist, denn wir brauchen dringend gut ausgebildete Fachkräfte im Pflegebereich." so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.
"Mit der Pflegelehre bieten wir Jugendlichen die Möglichkeit, bereits nach Beendigung der Pflichtschule altersgerecht an einen Beruf im Pflegebereich herangeführt zu werden. In den ersten Ausbildungsjahren wird auf einen sozial-kommunikativen Ausbildungsschwerpunkt fokussiert. Lehrlinge lernen vor allem, wie sie zur sozialen Teilhabe von institutionell gepflegten und betreuten Personen beitragen können. Durch die aktive Mitgestaltung der Tagesstruktur, intensiver Gesprächsführung und lebensnahen Beschäftigungen können Lehrlinge einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Lebensqualität und einem guten sozialen Klima bei zu pflegenden Personen leisten." so Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch.
"Mit der Einführung der Pflegelehre setzen wir als Bundesregierung einen weiteren entscheidenden Schritt zur Deckung des Personalbedarfs in der Pflege. Bereits jetzt trägt der Bildungsbereich entscheidend dazu bei, mittel- und langfristig Pflegekräfte in Österreich gut ausbilden zu können. Dazu haben wir neue Pflegeschulen eingeführt, die nun fix von der Pilotierung in das österreichische Bildungssystem überführt werden. Im Vollausbau rechnen wir damit, dass bis zu 8.000 Schülerinnen und Schüler die neuen berufsbildenden Schulen besuchen werden. Dazu stellen wir als Bund bis zu 350 Millionen Euro bis 2026 zur Verfügung." so Bildungsminister Martin Polaschek.
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