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Die Bundesregierung startet die Fachkräfteoffensive mit einer Qualifizierungsoffensive für Zukunftsbereiche wie Klima- und Pflegeberufe. Besonders Frauen und ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen so verstärkt für zukunftsreiche sichere Arbeitsverhältnisse qualifiziert werden.

Rund 45 Prozent der Arbeitslosen haben keinen über die Pflichtschule hinausgehenden Ausbildungsabschluss. Höhere Qualifikationen bedeuten also ein niedrigeres Arbeitslosigkeitsrisiko und generell bessere Chancen am Arbeitsmarkt. Das ist eine Investition, die sich für alle lohnt – für die Menschen in Form von besseren Beschäftigungschancen und Einkommensentwicklung, für die Betriebe in Form von qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und gesamtwirtschaftlich in Form von höherer Produktivität.

Am österreichischen Arbeitsmarkt war in den letzten beiden Jahrzehnten ein zunehmender „Skill Mismatch“ zu beobachten (d.h. ein Ungleichgewicht hinsichtlich Regionen und Ausbildungsniveaus: vorhandene Jobs und Kompetenzen passen nicht zusammen) – hier sind gezielte Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen gefragt. Gleichzeitig zeigen aktuelle Zahlen der Statistik Austria, dass die Anzahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden, insbesondere im internationalen Vergleich, stark zurückgegangen ist.

Vor diesem Hintergrund braucht es einen Mix aus mehreren Maßnahmen. Zum einen benötigt es gezielte Aus- und Weiterbildungen, die einen wichtigen Vollzeitanreiz senden, sowie geeignete Rahmenbedingungen, wie ausreichende Kinderbetreuung und Pflege. Zum anderen ist es wichtig, Aktiv-Maßnahmen zu setzen, um einen Anreiz zum Ausbau des Beschäftigungsvolumens zu geben. In Österreich gibt es ungenutzte Arbeitskraftpotentiale. Die Neugestaltung des geringfügigen Zuverdienstes kann dazu beitragen, das volle Beschäftigungspotential am Arbeitsmarkt besser auszuschöpfen, indem mehr Menschen in nachhaltige Arbeitsverhältnisse eingebunden werden.

Maßnahmen

  • Ausbau und Attraktivierung der arbeitsnahen Qualifizierung in Stiftungen
    In Implacementstiftungen werden Arbeitslose in enger Kooperation mit personalaufnehmenden Betrieben auf einen konkreten Arbeitsplatz hinqualifiziert. Dieses laut Evaluierungen arbeitsmarktpolitisch hoch effiziente Förderinstrument soll weiter ausgebaut werden.
  • Neuauflage der Umweltstiftung ab 2026
    Seit 2022 werden mit Finanzierungsbeiträgen des AMS und von Unternehmen Qualifizierungen in „Green Jobs“ für 1.000 Teilnehmende gefördert. Arbeitslosen mit zu geringen oder nicht mehr verwertbaren Qualifikationen werden gemeinsam mit personalsuchenden Betrieben Lehrausbildungen oder Ausbildungen auf Fachhelferinnen und Fachhelfer-Niveau in definierten Green Jobs vermittelt. Ab 2026 soll die „Umweltstiftung 2.0“ weitergeführt werden.
  • Die neue Weiterbildungszeit ab 2026
    Die Bundesregierung hat sich auf eine treffsichere Nachfolgeregelung für die abgeschaffte Bildungskarenz mit verstärkten arbeitsmarktpolitischen Anforderungen geeinigt. Dadurch sollen ab 1. Jänner 2026 insbesondere weniger qualifizierte Beschäftigte eine Möglichkeit zur Höherqualifizierung während eines karenzierten Beschäftigungsverhältnisses erhalten, um langfristig bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu haben.
  • Schnellere Anerkennung von Ausbildungen aus dem Ausland
    Die Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen bzw. Berufs- und Bildungsnachweisen soll vereinfacht und vereinheitlicht werden. Nostrifizierungen sollen beschleunigt und ausbildungsadäquate Erwerbstätigkeit während laufender Verfahren ermöglicht werden. Im Bereich der Pflege soll auch eine einheitliche Kompetenzstelle zur Vereinfachung der Nostrifizierung eingerichtet werden.
  • Neugestaltung des geringfügigen Zuverdiensts
    Da der gleichzeitige Bezug von Arbeitslosengeld bzw. Notstandshilfe und Einkommen aus einer geringfügigen Beschäftigung zu längeren Phasen der Arbeitslosigkeit führt, wird der geringfügige Zuverdienst im Regelfall nicht mehr möglich sein. Damit soll erreicht werden, dass mehr Menschen in ein vollversichertes Dienstverhältnis wechseln. Um den (Wieder-) Eintritt in den Arbeitsmarkt für bestimmte Gruppen zu erleichtern, werden Ausnahmebestimmungen definiert: Eine bestehende geringfügige Beschäftigung kann fortgesetzt werden. Die Neuaufnahme einer geringfügigen Beschäftigung wird befristet auf sechs Monate bei Langzeitarbeitslosigkeit möglich sein, mit Ausnahmeregelungen für ältere Langzeitarbeitslose.

Besondere Zielgruppen

  • Evaluierung und Weiterentwicklung der überbetrieblichen Lehrausbildung
    Die überbetriebliche Lehrausbildung (ÜBA) mit klarem Fokus auf die Vermittlung auf einen Ausbildungsplatz im Betrieb gilt ebenso wie das österreichische System der dualen Ausbildung an sich als internationales Best-Practice-Beispiel. Da sich die Situation am Lehrstellenmarkt und die arbeitsmarktpolitischen Anforderungen in den letzten Jahren stark verändert haben, soll die ÜBA hinsichtlich Treffsicherheit und Effizienz evaluiert und weiterentwickelt werden.
  • Frauen in Handwerk und Technik (FiT)
    Im Sinne einer Perspektivenerweiterung sollen Frauen verstärkt zu handwerklich-technischen Berufen motiviert werden. Das FiT-Programm hat im Vorjahr beinahe 12.000 Frauen Vorbereitungsmaßnahmen und Ausbildungen mit mindestens Lehrabschluss in Berufen in denen Frauen unterrepräsentiert sind ermöglicht.
  • Qualifizierungsoffensive im Rahmen des Älterenbeschäftigungspakets
    Das Älterenbeschäftigungspaket sieht konkrete Maßnahmen vor, um ein längeres gesundes Arbeitsleben zu ermöglichen. Im Bereich der Qualifizierungsoffensive sollen Möglichkeiten zum Berufsumstieg und zur Fortbildung auch älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer offenstehen.


Arbeitsministerin Korinna Schumann

„Eine höhere Qualifikation ist eine Investition, die sich für alle lohnt – für die Menschen in Form von besseren Beschäftigungschancen, für die Betriebe in Form von qualifizierten Mitarbeiter:innen und gesamtwirtschaftlich in Form von höherer Produktivität.“


Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer

„Der demographische Wandel und die in Summe sinkende Zahl an geleisteten Arbeitsstunden sind zentrale Fragen für unseren Wohlstand und Standort. Unsere Antwort darauf sind Anreize für Leistung und Chancen zur Qualifizierung, um das Arbeitskräftepotenzial auszubauen und die Arbeitsstunden anzukurbeln. Nach der Abschaffung der Bildungskarenz folgt mit dem Aus für einen geringfügigen Zuverdienst in der Arbeitslosigkeit der nächste wichtige Schritt. Zudem bauen wir Möglichkeiten zur Qualifizierung aus.“


Bildungsminister Christoph Wiederkehr

„Bildung ist die Grundlage für ein erfolgreiches, selbstbestimmtes Leben. Wenn wir sehen, dass 45 Prozent der Arbeitslosen maximal einen Pflichtschulabschluss haben, ist es notwendig, zu handeln. Daher müssen wir eine solide Basis für einen erfolgreichen Bildungs- und Ausbildungsweg legen. Ein wichtiger Ansatz ist dabei die Förderung von Weiterbildungen und Aufqualifizierungen gerade im Bereich der Elementarpädagogik, wo wir besonders die Beschäftigung von Frauen fördern können.“